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Klimaschutzmanagement

Klimaschutzteilkonzept für 88 Gebäude des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte: Klimaschutz auf Friedhöfen ist möglich

Auch die Friedhöfe und die zugehörigen Gebäude haben einen nennenswerten CO2-Ausstoß. Der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte hat, im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative der Bundesregierung gefördert, 88 Friedhofsgebäude untersuchen lassen: Trotz Denkmalschutz sind eine hohe Energie- und eine gute CO2-Einsparung möglich.

Zunächst sollte in dem Klimaschutzteilkonzept für Gebäude erst einmal der CO2-Ausstoß von Friedhofsgebäuden überhaupt festgestellt werden. Im zweiten Schritt untersuchte das Ingenieurbüro Krüßmann die Gebäude und es wurden konkrete Maßnahmenvorschläge in einem Sanierungsfahrplan erarbeitet mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2050 um über 85 % zu senken und dann danach möglichst klimaneutral zu werden. Natürlich müssen alle Maßnahmen, wie z. B. der Einsatz von Solaranlagen bei denkmalgeschützten Gebäuden und Bereichen, mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt werden. Und Maßnahmen, die zur Zeit nicht möglich sind, können ggf. in der Zukunft noch möglich werden.

Eine karbonfreie Bewirtschaftung der Friedhofsgebäude wäre nur mit dem Einsatz erneuerbarer Energien möglich, was fossile Brennstoffe weitgehend ausschließt. Ein Nebeneffekt wäre ein höherer Autarkiegrad, d. h., die Friedhöfe versorgen sich mehr selbst und sind dann unabhängiger von Preisschwankungen der Energieversorger. Die Investitionen finanzieren sich aus den Einsparungen der Energiekosten; nach Amortisationszeiten um die 20 Jahre fällt dann noch solange Gewinn an, wie die Anlagen genutzt werden können.
 

Rund 80 % der Gebäude wurden untersucht – hohes Einsparungspotential

Hochgerechnet auf alle Gebäude des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte würde sich ein CO2-Ausstoß von etwa 1.250 t/a ergeben. Das wären etwa 58 % des gesamten CO2-Ausstoßes aller evangelischen Friedhöfe in Berlin und 22 % aller Berliner Friedhöfe. Es lässt sich sagen, dass die evangelischen Friedhöfe in Berlin dann etwa 2.150 t/a CO2 ausstoßen. Das sind ungefähr ¾ des CO2-Ausstoßes eines großen Berliner Kirchenkreises, was nicht unerheblich ist. Hochgerechnet auf alle Berliner Friedhöfe würden etwa 5.600 t/a ausgestoßen, so viel wie zwei große Berliner Kirchenkreise.

Durch Dämmmaßnahmen (z. B. von Gewölben und obersten Geschossdecken, Kellerdecken die Erneuerung bzw. der Vorsatz von Fenstern und das Abdichten von Türen) kann Energie und CO2 eingespart werden, was den Heizbedarf dann verringert. Der Einsatz von LED hilft, die Stromkosten zu senken.
 

Erneuerung der Anlagentechnik

Für die Erneuerung der Anlagentechnik gibt es mehrere Möglichkeiten, um möglichst von fossilen Brennstoffen wegzukommen: 
 

Biomasse

Eine Möglichkeit wäre die Nutzung von Biomasse, was dann zeitlich versetzt nur so viel CO2 freisetzt, wie vorher aus der Atmosphäre entzogen wurde. Auf den Friedhöfen fallen viel Gehölz und Gesträuch an, die sich gut zu Hackschnitzeln verarbeiten lassen. Diese könnten dann nach ausreichender Lagerung in Biomassekesseln zur Wärmeerzeugung genutzt werden, wobei die Nutzung von Solarenergie den Brennstoffeinsatz verringern kann. Hackschnitzelkessel können auch mit Pellets betrieben werden, wenn das Hackschnitzel-Aufkommen zu gering ist. Eine Kreislaufwirtschaft wäre im kleinen Rahmen möglich, der Platz ist da, es müssten nur wenige zusätzliche Geräte angeschafft werden; es wäre zudem ein höherer personeller Aufwand nötig, was aber Arbeitsplätze erhält und schafft. Besonders bei großen zusammenhängenden Friedhöfen kann das sinnvoll sein. Nachteile von Biomassekesseln sind der erhöhte Betreuungsaufwand und der höhere Ausstoß von Schadstoffen wie Schwefeloxide, Stickoxide und Staub. Durch Filter und Abscheideanlagen kann aber der Staubausstoß stark vermindert werden und es gibt staatliche Förderungen für Biomasse- und thermische Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. 
 

Wärmepumpen, Solarenergie

Eine weitere Möglichkeit ist, Wärmepumpen mit Flächenheizungen in Verbindung von Solaranlagen zur Warmwasserversorgung mit Heizungsunterstützung als auch Solarstromanlagen zu nutzen. Die thermischen Solaranlagen können die Wärmepumpe unterstützen und ggf. die Leistung verringern und anpassen; und die Solarstromanlagen können Strom zum Betrieb erwirtschaften. Aufgrund der stark unterschiedlichen Sonneneinstrahlung im Winter und Sommer lässt sich keine völlige Autarkie herstellen, da das Stromnetz als Zwischenspeicher dienen muss. Nur in der Bilanz kann rechnerisch über das Jahr gemittelt eine Eigenversorgung erreicht werden. So werden im Sommer finanzielle Mittel für den Strombezug gespart, die dann im Winter wieder für den zusätzlichen Strombezug verwendet werden können. Flächen zur solaren Nutzung wären in den nicht denkmalgeschützten Bereichen gegeben, beispielsweise auf moderneren Gebäuden, z. B. Arbeiterunterkünften, an Begrenzungen oder in freier Natur (zur Aufständerung). Ggf. müssen einzelne Heizkörper dann angepasst oder ausgetauscht werden. Die Wärmepumpenlösungen würden sich besonders bei starken durchgängigen Nutzungen lohnen, eher nicht bei selten genutzten Kapellen mit hoher Kubatur. Da viele der Maßnahmen reversibel sind, könnten ggf. auch Lösungen zusammen mit dem Denkmalschutz gefunden werden.

 

CO2-Emissionen lassen sich auf rund 86 % senken

Der CO2-Ausstoß lässt sich in drei Schritten bis 2050 auf etwa 86 % senken, wobei sich die Betriebskosten um etwa 60 % verringern können. Im ersten Schritt sollen bereits 40 % CO2 eingespart werden. 

Bei einer energetischen Investition von ca. 10 bis 12 Mio. € können die Friedhöfe des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte über 85 % CO2 bis 2050 einsparen. Um ganz karbonfrei zu werden, dürften keine fossilen Brennstoffe mehr zum Einsatz kommen, was etwa 15 Mio. € kosten könnte. Diese Kosten sind die energetisch bedingten Kosten, Mehrkosten für denkmalgerechte Sanierungen würden ohnehin anfallen und wären hinzuzurechnen. Es ist für die Friedhöfe möglich, karbonfrei zu werden, wenn die Anforderungen des Denkmalschutzes hinsichtlich der Reversibilität von Maßnahmen, der Landschaftsästhetik und Kombination von altem Bestand und neuen Lösungen freier ausgelegt werden als in der Vergangenheit. Energetische Maßnahmen können die Betriebskosten stark verringern, sogar langfristig Gewinne erwirtschaften und Karbonfreiheit herstellen, sie können jedoch nicht die eigentlichen denkmalgerechten Sanierungen finanzieren.

Dipl.-Ing. Guido Krüßmann, November 2018